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Geburtenrate noch nicht so richtig in Schwung


03.12.08

Geburtenrate noch nicht so richtig in Schwung

Stagnation der Geburten trotz (?) "Verbesserung beruflicher Perspektiven für Frauen", Elterngeld und Krippenausbau

Ein Zwischenruf von Karl Heine

(MEDRUM) Die Familienministerin Ursula von der Leyen zeigte sich noch vor wenigen Monaten angetan von einem bescheidenen Anstieg der Geburtenrate im letzten Jahr. Dieser Trend setze sich auch 2008 fort, meinte sie noch Mitte dieses Jahres. Ein Blick auf die Zahlen der ersten acht Monate dieses Jahres bestätigt die Zuversicht der Ministerin indes nicht.

In einem Leitartikel in der "Welt" hielt Dorothea Siems der Familienministerin im Juni vor, dass ihre Erfolgsmeldungen mitunter konterkariert erscheinen, wenn das tatsächliche Geschehen einer nüchternen Analyse unterzogen werde.  Wie "idea" über die Erfolgsmeldungen der Ministerin berichtete, kommentierte von der Leyen die Zahl der Geburten vor allem unter dem Aspekt "Vereinbarkeit von Familie und Beruf". Verbesserte Perspektiven der Frauen im Berufsleben, Ausbau der Kinderbetreuung, Elterngeld und die geplante Erhöhung des Kindergeldes wurden demnach von der Ministerin als positive Faktoren einer Zuwachsrate bei den Geburten genannt. Auch bei der Präsentation des Elterngeldberichtes wollte Ursula von der Leyen den Erfolg ihrer Politik anhand der Geburtenentwicklung zeigen. Das Elterngeld habe sein Ziel erreicht, auch die Geburtenrate steige, erklärte die Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. War das nicht ebenso vorschnell wie Schelte für Bischof Mixa, der es wagte, das Krippenkonzept der Ministerin zu kritisieren?

Wer einen Blick in die bisherige Entwicklung der Geburtenzahlen 2008 wirft, findet für die Wertungen der Familienministerin leider keine Bestätigung. Zwar wurde in den ersten acht Monaten ein Anstieg von 700 Geburten im Bundesgebiet verzeichnet, dieser Anstieg entspricht jedoch nur einem Zuwachs von 1,5 Promille (im August 2008 gab es sogar einen starken Einbruch mit einem Minus von 9,6 Prozent, weil die Zeugungsfreudigkeit im Weihnachtsmonat Dezember 2007  offenbar besonders gering war). Ein solcher Zuwachs ist derart geringfügig, dass er schon statistisch völlig unerheblich ist. Dies veranschaulicht eine kleine Hochrechnung: Unter der Annahme, dass ein Anstieg von 1,5 Promille von dauerhafter Natur wäre, würde die heutige Geburtenzahl von 1,37 Kindern pro Frau erst nach 247 Jahren einen Wert von 2,0 Kindern erreicht haben, der für einen Erhalt der Bevölkerung notwendig wäre, ein Wert, der der Geburtenrate in den USA entspricht.

Mit der tatschächlichen Entwicklung der Geburtenzahlen in Deutschland kann also - zumindest vorerst - keineswegs der Erfolg der Familienpolitik dieser Bundesregierung nachgewiesen werden (im Übrigen lässt auch die unverändert hohe Abwanderungszahl Deutscher nicht gerade darauf schließén, dass wieder mehr Vertrauen in die Zukunft in unserem Land besteht). Die Geburtenentwicklung sollte auch nicht, wie es die Bundeskanzlerin beim Bundesparteitag der CDU getan hat, dazu verwendet werden nachzuweisen, dass in Deutschland wieder mehr Vertrauen in die Zukunft bestehe. Die tatsächliche Geburtenentwicklung zeigt derzeit nichts von beidem, sie lässt allenfalls darauf schließen, dass der Stellenwert, den die Werte Familie und Kinder in großen Kreisen der Gesellschaft einnehmen, für diejenigen, für die Kinder ein zentraler Wert des Lebens ist, unverändert ernüchternd gering ist. Er ist so gering, dass es Justizministerin Zypries schwer fallen dürfte, für künftige Homopaare genügend Kinder für deren Adoptionsgelüste zu besorgen, aber immer noch so viele, dass zu viele Eltern von Jugendämtern mit Hilfe von Gutachtern und Familiengerichten von ihren Kindern "enteignet" werden können.

Es hieße vermutlich sehr gewagte Thesen aufzustellen, nähme man an, dass das gewaltige Krippenausbauprogramm in den Jahren 2008 bis 2013 oder die schmächtige Erhöhung des Kindergeldes um 10 EURO ab 2009 an der inneren Statik unserer Gesellschaft etwas Entscheidendes ändern wird. Sie ist schon lange fragil und so ins Wanken geraten, dass Teile bereits eingestürzt sind. Die Politik der letzten Jahrzehnte gleicht im Ergebnis einer sozialen Trümmerpolitik. Sie steht ebenso wie Geburtenentwicklung im Gegensatz zur Parteitagsaussage von Angela Merkel, dass es den Familien viel besser gehe, vorausgesetzt man versteht unter Familie das, was die christliche-abendländische Tradition unter Familie versteht.

Die Glaubwürdigkeit der Politik steht und fällt damit, dass Schein und Wirklichkeit übereinstimmen. Fällt der Blick auf die Entwicklung der Geburtenrate, so fallen Schein und Wirklichkeit leider ein großes Stück auseinander. Die Gebärfreudigkeit deutscher Frauen lässt unverändert jedenfalls noch sehr zu wünschen übrig. Haben die Frauen die Rufe der Familienministerin nach mehr Kindern überhört? Vielleicht haben sie die Rufe von Frau Doktor von der Leyen nach besseren beruflichen Perspektiven für Frauen und mehr Fremdbetreuung von Kindern in Kinderkrippen aber auch nur falsch verstanden oder wollen sie - unverständig wie manche Menschen nun einmal sind - falsch verstehen. Anders gefragt: Haben die Frauen in Deutschland denn kein Mitgefühl mit der Familienpolitik dieser Ministerin? Was nun, Frau Ministerin?

Festzuhalten ist allerdings auch, dass Ursula von der Leyen und Angela Merkel sich mit ihrer Linie der Familienpolitik  in bester Gesellschaft befinden. Denn auch die anderen Parteien unterstützen ein einseitig erwerbsorientiertes Frauen- und Familienbild und legen ein noch größeres Gewicht auf eine krippenorientierte Kinderpolitik. Auch die Partei DIE LINKE bietet hier keine Alternative. Die Chance, die Christa Müller mit ihren Vorschlägen zu einer ausgewogenen, kinderfreundlichen Familienpolitik der LINKEN geboten hatte, wurde von dieser Partei in ihrer ideologischen, feministisch-sozialistischen Verklemmung kläglich vergeben.

So lautet die Antwort auf die Frage von Dorothea Siems, wer sich eigentlich um die Normalfamilie kümmere: Niemand, jedenfalls keine der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien. Auch deswegen sollte man sich eher darauf einstellen, dass die Geburtenentwicklung in naher Zukunft keine Höhenflüge veranstalten wird. Eine geistvergessenene Gesellschaft ist eine lebensvergessene Gesellschaft, sagte Kardinal Meisner, und die moderne Gesellschaft ist eine gottesferne Gesellschaft, sagte Papst Benedikt XVI. Sie ist leider auch eine kinderferne Gesellschaft, trotz aller gegenteiligen Beteuerungen einer Ursula von der Leyen. Wer die Rolle der Mutter auf das Gebären von Kindern beschränkt, sollte nicht verwundert sein, wenn sich nicht genügend Frauen finden, die einen tieferen Sinn darin sehen, Kinder mit Freude das Licht dieser Welt erblicken zu lassen. Aber, vielleicht ändert sich dies ja irgendwann, wenn unsere Mitbürger moslemischen Glaubens allmählich zu einem größeren Anteil dieser Gesellschaft aufgewachsen sein werden.


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