Sie sind hier

Die Passivität der Christen


06.10.09

Die Passivität der Christen

Warum schaut Ihr zu?  Warum argumentiert Ihr nicht?  Warum verkündet Ihr nicht die Wahrheit?

Von Nweke Kizito Chinedu

(MEDRUM/Europe4Christ) Mit Entsetzen registriere ich das kirchenfeindliche Klima in Europa und bin erstaunt, mit welcher Passivität die Christen sich darin fügen.

In Westeuropa, nehmen wir Österreich als Fallbeispiel, gibt es seit längerem einen heftigen Sturm der Kritik am Christentum, eine antichristliche Strömung. Gläubig zu sein, wird als eine bemitleidenswerte Situation angesehen.

Um es milde auszudrücken: Die meisten Christen warten hilf- und tatenlos auf die vollkommene Zerstörung des bereits angeschlagenen Christentums. Was mir Sorgen macht, ist nicht etwa, daß die Kirche schwierige Situationen nicht überleben (Mt 16:18) oder daß Christus Seine Kirche verlassen würde (Mt 28:20). Ich mache mir �über den Grad der Gleichgültigkeit Sorgen, mit der die Christen in diesem Land mit dieser Situation umgehen.

Es ist die totale Passivität, mit der die Christen der sich zerstörerisch aufbauenden Welle eines Antichristentums begegnen. Durch die Medien, vor allem durch die Tagespresse, die Magazine, das Fernsehen und das Radio, sind die Menschen tagtäglich mit Ideologien konfrontiert, denen nur starke, unterscheidende Geister und tiefwurzelnder Glaube standhalten können. Die Frage ist: Wie gehen die Christen damit um? Was haben sie bis jetzt dagegen unternommen?

Ich lese die Tagespresse und bin bestürzt über den offensichtlichen Eifer, mit dem Journalisten und Redakteure unbegründete Behauptungen aufstellen, unlogische Schlüsse ziehen und feindselige Kritik an der Kirche und ihrer Führung üben. Die Passivität, mit der die Christen auf diese Angriffe reagieren, ohne Gewissensbisse zu haben, ist alarmierend.

Warum entscheidet man sich dafür, zuzuschauen, wie Wertvolles zerstört wird, statt zu argumentieren, zu verteidigen und die Wahrheit zu verkünden - und zwar von einem rationalen Standpunkt aus? Warum sollte man sein natürliches Potential, auf negative Entwicklungen zu reagieren, nicht ausschöpfen, besonders wenn diese auf einer lähmenden Ideologie gedeihen?

Jetzt ist die Zeit aufzuwachen, jeder soll auf seine Weise und in seinem Lebensumfeld sprechen. Lest! Schreibt! Sprecht laut! Wir müssen uns vorbereiten, weil Christus uns schon gewarnt hat: ... denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts." (Lk 16:8)

Wir können diese Entwicklung nicht aufhalten, indem wir auf ein Wunder von Gott warten. Warum sollte Er ein Wunder tun, wenn Er uns schon die Fähigkeit dazu durch unseren Glauben und unseren Verstand gegeben hat?

Das Gebet ist zweifellos der erste Schritt, den wir tun müssen, aber wir dürfen es nicht beim Knien belassen. Wir müssen handeln. Wir schulden das unseren Nachkommen. Die Menschen treten aus der Kirche aus, weil sie die falschen Antworten auf ihre Fragen bekommen, und sie bekommen die falschen Antworten von den falschen Leuten.

Ein Durchschnittsösterreicher, der die Tageszeitungen liest, wird eher dazu neigen, seinen Glauben zu verlieren, als ein Glaubender zu bleiben. Es ist Zeit, Christus führen zu lassen. Lasst alle in eurer Umgebung merken, das hier ein Christ ist. Wo seid ihr? Was seht ihr? Was hört ihr? Was wißt ihr? Sprecht laut! Unser Schweigen ist unser Schmerz!"

________________________________

Nweke Kizito Chinedu, Priesterseminarist aus Nigeria, studiert an der Päpstlichen Hochschule in Stift Heiligenkreuz bei Wien.

________________________________

Erstveröffentlichung in Europe4Christ, Monatsbrief Oktober 2009, http://www.europe4christ.net/index.php?id=4&L=1

Image"Europa für Christus! e.V." wurde im Juli 2005 gegründet. Der in Deutschland eingetragene, unabhängige Verein, will mit möglichst vielen Gruppen partnerschaftlich kooperieren und wird von einem internationalen Team getragen. „Europa für Christus!" will die Hoffnung stärken, dass sich in Europas öffentlichem Leben etwas zum Positiven wenden lässt, wenn sich die Christen entsprechend dafür einsetzen.

Europa für Christus gehört zu den über 30 Organisationen, die sich für eine Neuausrichtung der Schwangerschaftskonfliktberatung in der EKD einsetzen.

-> "Europa für Christus!" unterstützt Unterschrifteninitiative gegen Beratungsscheine in der EKD


MEDRUM -> "Wir sind Feministen und scheißen auf die Christen!"


Leserbriefe

‘I am sure that God will bless the generous efforts of all who, in a spirit of service, work to build a common European home where every cultural, social and political contribution is directed towards the common good. To you, already involved in different ways in this important human and evangelical undertaking, I express my support and my most fervent encouragement.’ Pope Benedict XVI, Address to the Authorities and the Diplomatic Corps, Hofburg, Vienna, 7th September 2007

http://ccc-chriscuschris.de/

Lieber Nweke Kizito Chinedu,
Sie schreiben: "Ich lese die Tagespresse und bin bestürzt über den offensichtlichen Eifer, mit dem Journalisten und Redakteure unbegründete Behauptungen aufstellen, unlogische Schlüsse ziehen und feindselige Kritik an der Kirche und ihrer Führung üben. Die Passivität, mit der die Christen auf diese Angriffe reagieren, ohne Gewissensbisse zu haben, ist alarmierend. Warum entscheidet man sich dafür, zuzuschauen, wie Wertvolles zerstört wird, statt zu argumentieren, zu verteidigen und die Wahrheit zu verkünden - und zwar von einem rationalen Standpunkt aus? Warum sollte man sein natürliches Potential, auf negative Entwicklungen zu reagieren, nicht ausschöpfen, besonders wenn diese auf einer lähmenden Ideologie gedeihen?"
Tja, warum? Unter anderem:
Weil die "unbegründete Behauptungen, unlogische Schlüsse und feindselige Kritik" absichtlich genau so vorgebracht wird, sehr geschickt und unterschwellig, denn dafür werden diese Leute bezahlt.
Weil die Richtigstellungen der Lügen stets noch dümmere, dreistere und haßerfülltere Äußerungen nach sich ziehen. Weil die Richtigstellungen nicht veröffentlicht werden oder verkürzt und entstellt werden.
Weil diejenigen, die die Wahrheit hören sollten in einen psycho-pathologischen Zustand gebracht wurden. Sie sind innerlich zerstört und meinen dies sei richtig und gut so.
Die lähmende Ideologie hat die Seelen und den Verstand der Massen gelähmt und zerrüttet. Weil der Satan umhergeht wie ein brüllender Löwe, Gott aber in der Stille zu den Menschen kommt. So hilft in unserer Zeit im Wesentlichen die persönliche Missionierung von Mensch zu Mensch, die ohne Medien auskommt. Verkünden Sie, wenn Sie dazu berufen sind - vielleicht auch auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Aber tun Sie es ohne Medien. Jeder einzelne muß sich entscheiden. Und hier muß allerdings jeder Christ gefragt werden: "Wem hast du schon vom Grund deiner Hoffnung berichtet?" Wo ist das Glaubenszeugnis gegenüber dem Nachbarn? usw...
Hat der hl. Kizito öffentlich rational argumentiert? Nein, er ist freudig singend und betend dem hl. Karl Lwanga und seinen Gefährten (und damit Christus) in den Tod gefolgt, als der - wie stets "unbegründete, unlogische" - Haß auf die Christen ausbrach. Und so wurde der kleine Heilige zum weltweit leuchtenden Empfänger der Bluttaufe und sein Blut wurde zum Lebensstrom für Uganda und ganz Schwarzafrika.

"[...] Weil die "unbegründete Behauptungen, unlogische Schlüsse und feindselige Kritik" absichtlich genau so vorgebracht wird, sehr geschickt und unterschwellig, denn dafür werden diese Leute bezahlt.
Weil die Richtigstellungen der Lügen stets noch dümmere, dreistere und haßerfülltere Äußerungen nach sich ziehen. Weil die Richtigstellungen nicht veröffentlicht werden oder verkürzt und entstellt werden. [...]"

Die Antworten des "Gastes" beschreiben gut die Erfahrungen, die ich in meiner Umgebung kontinuierlich mache. Ich frage mich besorgt: Ist das alles, was von den viel beschworenen Tugenden unserer Gesellschaft - wie Objektivität, Sachlichkeit, Verpflichgung zur Wahrheit und gegenseitiger Achtung - geblieben ist? Die west-europäischen Demokratien sind doch i. d. R. noch keine 100 Jahre alt ... Oder ist das erst der Anfang? Anfang wovon?