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Christen, Ehe und Familie Hoffnungsträger der Gesellschaft


02.01.09

Christen, Ehe und Familie, Hoffnungsträger der Gesellschaft

Erzbischof Zollitsch fordert Gott und den Glauben in die Mitte von Gesellschaft und Familie zu nehmen

(MEDRUM) In seiner Silvesterpredigt hat Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ein ungeschminktes Lagebild gezeichnet und den Stellenwert des christlichen Glaubens für das gesellschaftliche Leben in die Mitte gestellt, ohne den der Mensch schnell von einem entwurzelten zu einem gewissenlosen Menschen werde.

Zollitsch prangerte in seiner Predigt zum Jahresabschluß Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft an, die immer mehr zu einer Gesellschaft der Extreme zu werden drohe. Er nannte dafür nur einige von vielen Beispielen wie die Extreme zwischen Armen und Reichen, zwischen zunehmender Kommunikationsmöglichkeit und menschlicher Einsamkeit, zwischen Schönheits- und Gesundheitswahn einerseits und dem Hang Jugendlicher zu Exzessen wie dem Koma-Saufen andrerseits oder aber die hohe Zahl von Abtreibungen und demgegenüber das steigende Leid von Ehepaaren, die ungewollt kinderlos blieben.

Vielen sei der "moralische Gleichgewichtssinn" abhanden gekommen und Auswirkungen davon haben sich gerade in der Banken- und Finanzmarktkrise gezeigt, sagte der Erzbischof. Seine Sorge gehe aber tiefer, sie gelte dem "Menschsein an sich". Bedrückend nannte es Zollitsch, dass ein nicht geringer Teil der Bevölkerung die Auffassung vertrete, menschliches Leben könne unter bestimmten Umständen getötet werden, und führte als Beleg die Stammzelldiskussion an. Für Zollitsch ist klar: "Der Embryo ist von Anfang an Mensch. So klein hat jeder von uns angefangen." Der Erzbischof forderte nachdrücklich, dass kein Leben getötet werden dürfe, um anderes Leben zu heilen. Das Leben dürfe nicht antastbar werden, sondern müsse unantastbar bleiben. Er appellierte an die Christen: "Deshalb liegt es an uns Christen, unermüdlich dazu beizutragen, dass wir die Würde, die jedem Menschen von Gott geschenkt ist, hochhalten und schützen, wo immer sie angetastet zu werden droht. Wir können der Menschheit kaum einen besseren Dienst erweisen".

Wie Papst Benedikt XVI. sieht auch Zollitsch einen Urgrund für viele mißliche gesellschaftliche und globale Entwicklungen in der Gottesferne der heutigen Gesellschaft. Er beschrieb dies mit den Worten: "Wo Gott an der Tür unserer Herzen abgewiesen wird, wo eine Gesellschaft meint, ohne ihn auskommen zu können, wo eine Wirtschaft mit allem rechnet, nur nicht mit Gott, da gerät unser Leben aus dem Gleichgewicht, da fehlt die tragende Mitte. Ohne Gott wird der Mensch nicht von Bevormundung befreit, sondern dem Recht des Stärkeren unterworfen. Gott ist der Garant dafür, dass wir Menschen uns nicht absolut setzen, sondern uns unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst bleiben." Hieraus leitet sich für den Erzbischof unverkennbar ab, dass "ethische Maßstäbe keine Fesseln des Fortschritts, sondern Schlüssel für das wahre Menschsein des Menschen sind."

Der Erzbischof ermutigte Christen, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen und erinnerte an die tragende Rolle der Christen beim Fall der Mauer in der ehemaligen DDR. Es stimme ihn mehr als nachdenklich, dass es Zeitgenossen gebe, die sich die ehemalige DDR zurückwünschen und die Mauer zurücksehnen. "Es waren Christen, die beharrlich und ohne Gewalt ein gottloses und doppel-bödiges System zu Fall gebracht haben, die deutlich machten: Einem Volk ohne Gott fehlt die Mitte, einem Volk ohne Gott droht die Entwurzelung. ... Der Schritt ist nicht weit vom entwurzelten Menschen zum gewissenlosen Menschen, der keine innere Verpflichtung mehr spürt", so der Erzbischof.

Die Bedeutung des Glaubens und der Gemeinschaft im Leben deutlich werden zu lassen, ist für Zollitsch eine Berufung, die Christen erfüllen müssten. Einen zentralen Stellenwert misst er dabei der Ehe und Familie bei, die nicht nur finanziell und strukturell gestärkt werden müssten, sondern auch als „Lernort des Glaubens" und als „Quellgrund des Lebens" wertgeschätzt und unterstützt werden müssten. Familien müsste immer mehr zu Orten werden, an denen Gott die Mitte sei, forderte er, "denn wo Gott die Mitte ist, da steht der Mensch im Zentrum!" Christen seien deswegen kein Auslaufmodell, sondern Hoffnungsträger der Gesellschaft.


Die Silvesterpredigt von Erzbischof Zollitsch ist im Anhang beigefügt.