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Bischöfe für Bekenntnistreue nicht anerkannt


28.02.10

Bischöfe für Bekenntnistreue nicht anerkannt

Verfall des volkskirchlichen Luthertums in den evangelischen Landeskirchen vertreibt bekenntnistreue Protestanten

von Jürgen Diestelmann

(MEDRUM) Wie kürzlich die Zeitung „Kyrkpressen" berichtete (18.01.10) erklärte der finnische Erzbischof Paarma: „Die Kirche erkennt den Bischof der Lutherstiftung nicht an." Der Beschluß der Lutherstiftung, sich einen eigenen Bischof zu erwählen, stünde im Widerspruch zu den allgemein anerkannten Prinzipien der Kirche. Wenn dieser Beschluß verwirklicht werde, müsse die Lutherstiftung mit Konsequenzen rechnen. Auf der Internetpräsenz der Zeitung „Kyrkpressen" löste diese Meldung eine lebhafte Leserdiskussion aus.

Diese kurze Pressemitteilung könnte man als eine innerfinnische Angelegenheit übergehen. Es steht jedoch dahinter ein Problem von internationaler Bedeutung, das aller Voraussicht nach in Zukunft die Ökumene immer mehr bewegen wird.

Die Finnische Luther-Stiftung wurde im Jahr 1999 gegründet. Ihre erste Gemeinde besteht seit dem Jahr 2000. Es folgten Jahre kräftigen Wachstums, woraus die jetzigen 17 Gemeinden in einem - große Teile des Landes deckenden - Netzwerk entstanden sind. Die finnische Lutherstiftung wurde parallel zu entsprechenden Organisationen in allen skandinavischen Ländern gegründet. Am bekanntesten wurde die Bildung der schwedischen „Missionsprovinz" mit der Weihe von Bischöfen und Pfarrern durch den afrikanischen Bischof Walter E. Obare Omwanza. Die dortigen Gemeinden, „Koinonia" genannt, sind inzwischen im ganzen Land vertreten, wie auch die finnische Lutherstiftung immer mehr Zulauf findet. Gemeinsam ist ihnen die Gründung und Sammlung eigener Gottesdienstgemeinschaften, in denen der unverfälschte lutherische Glaube sowohl für die Lehre wie auch als bestimmendes Element für die Gottesdienste und das Gemeindeleben angesehen wird. Parallele Vorgänge wurden auch aus der anglikanischen Kirche bekannt.

Die Finnische Luther-Stiftung und die Schwedische Missionsprovinz sind eng miteinander verbunden. Bischof Arne Olsson hat schon sechs Pastoren für die Finnische Luther-Stiftung ordiniert. Zusammen mit den anderen Pastoren im 20-köpfigen Kollegium bauen sie eine freie lutherische Diözese in Finnland auf.

Die Reaktion des finnischen Erzbischofs auf die Wahl eines eigenen Bischofs für die Lutherstiftung steht freilich nicht für sich alleine da. Entsprechend hart reagierten auch Bischöfe und Kirchenleitungen in den anderen skandinavischen Kirchen, als dort mehrfach entsprechende Bischofswahlen erfolgten. Auch innerhalb der EKD war äußerste Nervosität zu vermerken, als vor einigen Monaten in deutschen hochkirchlichen Bruderschaften entsprechende Bischofsweihen erfolgten.

„Der tatsächliche theologische Verfall des volkskirchlichen Luthertums einerseits, die lehrmäßige Unklarheit des überkonfessionellen Evangelikalismus andererseits fordern uns mächtig heraus. Unsere Pastoren nehmen jedoch diese Herausforderung an." heißt es in einer Verlautbarung der Lutherstiftung. Gerade in einem klaren lutherischen Profil liege die missionarische Verheißung in unserer Zeit.

Von besonderer ökumenischer Bedeutung ist dies alles auch im Blick darauf, daß gleichzeitig auch von orthodoxer Seite der theologische Verfall - teils mit gleicher Begründung - im westlichen Protestantismus beklagt wird. Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen im westlichen Protestantismus auch weiterhin die Ursachen dieser Entwicklung mißachten und durch ihr Verhalten die bekenntnistreuen Gläubigen, die nach einem vertieften Glaubensleben verlangen, aus den Landeskirchen vertreiben.

Die Internetpräsenz der finnischen Lutherstiftung (auch mit deutschem Text) findet sich unter -> http://www.luthersaatio.fi/paasivut/finnische-luther-stiftung.html

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ImageJürgen Diestelmann ist Theologe und Buchautor. Er war unter anderem langjährig Pfarrer der Evang.-luth. Kirchengemeinde St.Ulrici-Brüdern, Braunschweig, und arbeitet am "Brüdern-Rundbrief" mit, dessen Herausgeber er bis vor einigen Monaten war.

In seinem neuesten Buch "Usus und Actio - Das Heilige Abendmahl bei Luther und Melanchthon" behandelt er den Dissens der beiden Reformatoren in ihrer Haltung zur Abendmahlstheologie.
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Reinhard Slenczka, DD, und Zusammenfassungen in englischer, schwedischer und finnischer Sprache.

Weitere Information: www.luther-in-bs.de


Leserbriefe

Es ist außerordentlich erfreulich, dass sich lutherische Christen in Finnland zusammengefunden haben, um bibel- und bekenntnistreue Gemeinden aufzubauen und nun auch weitere Strukturen schaffen, wie diese Gemeinden auch miteinander verbunden sein können. Es ist nur traurig, dass sich in der Bundesrepublik Deutschland, einst das Mutterland der Reformation, nichts Entsprechendes tut. Auch hier sind die Christen aufgerufen, sich in Treue zu Bibel und Bekenntnis zusammenzufinden und bibel- und bekenntnistreue Gottesdienstgemeinschaften landauf und landab zu gründen, die gegen einen Kurs von Oberflächlichkeit, Bibelkritik, Lehrvermischung Gottes Wort unverkürzt in Gesetz und Evangelium verkündigen.

Dann wird es zeit , das die EKD zerstörrt ist. Ebenso das wirkliche Luthertum in Deutschland. Gibt doch schon einige Gemeinden. Wir brauchen eine Deutsche Missionsprovinz!