Sie sind hier

Bildungspläne: Landeskirche gegen Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination


11.01.14

Bildungspläne: Landeskirchen gegen Instrumentalisierung,
Ideologisierung und Indoktrination

Mit welcher Berechtigung wertet das ZDF ein Eintreten für Ehe und Familie als "erzkonservativ"?

(MEDRUM) Die Pläne der grün-roten Landesregierung, im Bildungsplan 2015 für die Schulen in Baden-Württemberg das Prinzip der sexuellen Vielfalt zu verankern, werden weiterhin kontrovers diskutiert. Die Evangelische Kirche in Württemberg und Baden sowie die katholischen Bistümer wehren sich gegen den Versuch einer "Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination".


Kontroverses muss auch kontrovers dargestellt werden

"Jeder Form der Funktionalisierung, Instrumentalisierung, Ideologisierung und Indoktrination gilt es zu wehren.", erklärte die evangelischen Landeskirche Württembergs und Badens sowie Vertreter der Bistümer Rottenburg-Stuttgard und Freiburg . Dies gelte nicht nicht zuletzt im "sensiblen Bereich der sexuellen Identität und damit verbundener persönlicher und familiärer Lebensentwürfe", heißt es weiter. Die Kirchenleitung betont einerseits, dass sie für Weltoffenheit, Toleranz und Respekt vor "jedem" Menschen und seiner "unantastbaren" Würde eintrete. Zugleich stellt sie aber ein unverzichtbares Prinzip für den Bildungsprozeß in Schulen heraus: "Was in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft kontrovers ist, muss auch kontrovers dargestellt werden."

ImageLandeskirchen mit Politikern im Gespräch

Mit ihrer Erklärung setzen sich die Vertreter der Landeskirchen und Bistümer für den Schutz des Meinungspluralismus und gegen die Unterdrückung kritischer Auffassungen in der Bildung ein. Dazu sind die "Bildungs-, Schul- und Hochschulreferenten der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche in Baden-Württemberg mit dem Kultusministerium, dem Landesinstitut für Schulentwicklung und den politisch Verantwortlichen im Gespräch". Als Verantwortliche für die hier zitierte Erklärung werden OKR Werner Baur, Evangelische Landeskirche in Württemberg, und OKR Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht, Evangelische Landeskirche in Baden, genannt. Auch die Vertreter der katholischen Kirche tragen diese Erklärung mit. Genannt werden die Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr, Diözese Rottenburg-Stuttgart, und Msgr. Dr. Axel Mehlmann, Domkapitular, Erzdiözese Freiburg.

In seiner gestrigen Abendsendung stellte das heute-journal des ZDF unter der Überschrift "Wie schwul darf Schule sein?" die Auffassung der landeskirchlichen Vertreter im Kurzauszug dar. Die Sprecherin verlas den im Bildausschnitt oben gezeigten Text.

Hartmut Steeb kritisiert ZDF: Eintreten für Verfassungswert "Ehe und Familie" erzkonservativ?

Die Sprecherin des heute-journal-Beitrags fuhr fort: "Sehr viel weiter gehen die erzkonservativen Protestanten. In einer Petition im Internet prangern sie an, dass die Schule die Kinder umerziehen wolle." ImageDann bringt das ZDF ein Statement des Generalsekretärs der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Bild links). Er gehört zu den kritischen Vertretern der grün-roten Bildungspläne und machte im Interview mit dem ZDF deutlich, weshalb er den Absichten der Landesregierung kritisch gegenübersteht. Für Steeb ist eine Vorgabe an die Schulen, gleichgeschlechtliche Lebensweisen als gleichwertig mit Ehe und Familie zu behandeln und damit dementsprechende Wertvorstellungen zu propagieren, nicht akzeptabel. Steeb erklärte dazu wörtlich: "Hier ist im Bildungsplan, in den Leitprinzipien, in den öffentlichen Äußerungen von Politikern festgeschrieben, festgestellt, dass man gerne die verschiedenen geschlechtlichen Möglichkeiten, wie man zusammenleben leben kann, Ehe und Familie gleichstellen will, bzw. sie gleichwertig behandeln soll und will. Und das halte ich für in der Tat verkehrt."

Bedenklich scheint es, dass eine solche Auffassung vom ZDF als "erzkonservativ" bezeichnet wird. Mit welcher Berechtigung, so kann gefragt werden, maßt sich das ZDF Personen, die sich für den besonderen Wert von Ehe und Familie aussprechen, als "erkonservativ" zu bezeichnen. Wird hier dem Zuschauer nicht eine Wertung präsentiert, hinter der mediale Überheblichkeit und Sendungsbewusstsein steht, das als anmaßend empfunden werden kann? Aber immerhin geht das ZDF nicht soweit wie der SWR, der die Unterstützer der Petition "Kein Bildungspan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" in den Kreis des religiösen und politisch rechten Extremismus gerückt hatte (wie MEDRUM meldete, wurde diese Verdächtigung nach der Sendung vom SWR allerdings wieder aus dem Verkehr gezogen). Steeb zeigte sich auf Anfrage gegenüber MEDRUM auch mit der Arbeitsweise des ZDF nicht einverstanden: "Ich bin doch sehr verwundert, dass mein Eintreten für den Verfassungswert ‚Ehe und Familie’ beim ZDF als ‚erzkonservativ’ gebrandmarkt wird", so Steeb.

Konferenz Bekennender Gemeinschaften: Keine Instrumentalisierung im Geist des Genderismus

Die Auffassung der evangelischen Landeskirche hat sich auch die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland angeschlossen. In einer Erklärung wendet sie sich gegen die "Art und Weise möglicher Beeinflussung sexueller Identitätssuche und die damit gegebene Instrumentalisierung und Ideologisierung im Geist des Genderismus". Dies stehe im "Widerspruch zum christlichen Menschenbild, zum Grundgesetz und zur Landesverfassung, ebenso die gleichwertige Darstellung von Homosexualität mit Ehe und Familie". Auch könne es nicht hingenommen werden, wenn die Betonung von Ehe und Familie als Diskriminierung von Homosexuellen bezeichnet werde, heißt es in der Erklärung weiter.

Petition und Gegenpetition

Die Zahl der Unterstützer der Petition gegen die grün-roten Bildungspläne hat mittlerweile die Marke von 95.000 überschritten. Das Ziel, 100.000 Unterstützer der Petition zu erreichen, ist damit in die unmittelbare Nähe gerückt. Der starke Zuspruch hat jedoch zu einer "Gegenpetition" geführt, für die sich in wenigen Tagen bereits mehr als 35.000 Unterstützer gefunden haben. Eine Unterstützerin der Gegenpetition sagt: Meine Frau und ich wünschen unseren Söhnen die Vielfalt in allen Lebensbereichen - besonders auch im Schulalltag, damit sie mit zwei Müttern keine Aliens sind ("gegenpetition-zu-kein-bildungsplan-2015-unter-der-ideologie-des-regenbogens"),

__________________________________________________________________________________________

Online-Petition: → "Zukunft – Verantwortung – Lernen:
Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens
".

Zahl der Unterstützer bis 11.01.14: Mehr als 95.000

__________________________________________________________________________________________

Sendebeitrag im heute-journal: Wie schwul darf Schule sein?
Fragen und Meinungen an das ZDF per Email: zuschauerredaktion@zdf.de


Leserbriefe

Es ist doch erstaunlich, dass der Zuschauer bei solchen "Nachrichtensendungen" gleich gesagt bekommt, wie die Sache einzuordnen ist, welchen Wert er der Sache beizumessen hat und schließlich wer die Guten und wer die Bösen sind. Man sollte sich nicht darüber hinweg täuschen, der Spielraum, den solche "sensiblen" Berichte für eine sachliche und wertneutrale Berichterstattung haben, ist relativ eingeschränkt. Es sind gar nicht mal die empörten Anrufe der Regenbogen-Fans, die drohen, daneben gibt es vermutlich eine Reihe von Politikern des linken Lagers, die sich nicht scheuen werden per Telefon oder Mail Einfluss auszuüben. (Wie schon von höchster Stelle geschehen). Vor diesem Hintergrund gibt es eigentlich nur ein Mittel auf eine tendenziöse Berichterstattung zu reagieren: Zuschauer- und Leserkommentare losschicken und sachliche Berichterstattung einfordern. Das hat in der Vergangenheit schon einiges bewirkt.

Zuletzt geht es allerdings auch in der kirchlichen Stellungnahme darum, "Freiheitsrechte zu fördern", um die “Wertschätzung von Vielfalt”, um bei Kindern und Jugendlichen “eine eigene Identität auszubilden”. Wer die noch fast druckfrische Des-Orientierungshilfe der EKD gelesen hat, ahnt, was damit gemeint ist, nämlich ein entschiedenes Njein zum grünen Bildungsplan.

Folgenden Beitrag habe ich heute an das ZDF geschickt. Er darf gerne kopiert werden und/oder zitiert werden.

"Sehr geehrte Damen und Herren,

bezugnehmend auf den Sendebeitrag in der Heute-Sendung am Freitag, 10. Januar, zur Debatte über die Verankerung des Prinzips der sexuellen Vielfalt im Bildungsplan von Baden-Württemberg möchte ich mich besorgt und kritisch äußern. Die in der Sendung wiederholt gemachte Behauptung, dass in jeder Klasse statistisch ein oder zwei Homosexuelle SchülerInnen sind, ist schlicht falsch und irreführend.

Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass 1 bis 2% der Bevölkerung homosexuell empfinden. Demnach ist “statistisch” im besten Fall ein Schüler von vier Klassen homosexuell.

Außerdem ist mit Blick auf Jugendliche Folgendes zu berücksichtigen: In der komplexen Phase der sexuellen Identitätsfindung erleben manche Jugendliche durchaus auch Phasen, die geprägt sind von homoerotischen Gefühlen, welche aber meistens wieder vergehen und heterosexuellen Gefühlen weichen. Diese zeitweiligen homoerotischen Gefühle sind kein Beleg für Homosexualität.

Mich befremdet auch die Bewertung “erzkonservativ” in dem Beitrag. Mit welcher Berechtigung wertet das ZDF ein Eintreten für Ehe und Familie als "erzkonservativ"? Diese Wertung ist unangebracht und einer seriösen Berichterstattung nicht angemessen. Es ist mein Wunsch, dass Sie meine Kritik zur Kenntnis nehmen und in zukünftigen Beiträgen mit größerer journalistischer Sorgfalt berichten.

Mit freundlichen Grüßen

Das Schlimme an der Sache sind die Medien. Jeder, der nicht mit dem Parteiprogramm überein stimmt, ist entweder rechts oder erzkonservativ oder sonst was Furchtbares. Und den muss man bekämpfen. Die Zeitungen schreiben voneinander ab. Und berichten zu allem völlig falsch.

Es geht eben nicht darum, Homosexuelle vor Diskriminierung zu schützen. Es soll darüber auch nicht in den Oberstufen etwa im Biologie- oder Ethikunterricht gesprochen werden, sondern in allen Unterrichtsstunden (nur nicht in Mathe?) von der Grundschule an. Das ist Körperverletzung für kleine Kinder. Zu allem wird dadurch weniger von dem Stoff unterrichet, der eigentlich in diese Unterrichtsstunde gehört.

Wir werden aufs schlimmste diskriminiert von all den Medien - Zeitungen und TV - die wie gesagt, nicht wirklich wissen, um was es geht. Seit ich in Yad Vashem war, weiß ich, dass gerade Medien den Weg zu einer Diktatur und zur Unterdrückung aller Andersdenkender ebnen können. Man kann das gleich am Anfang bei den damaligen Nazi-Zeitungen sehen. Und dann sagte im gleichen Jahr der Vorsitzende einer Synagoge beim Holocaust-Gedenktag: Ihr Lieben, achtet auf die Medien. Wenn es erst KZs gibt, dann ist alles zu spät.

Übertreibe ich hier? Ich denke: nein. Was geschieht mit den Lehrern in BW, die eben genau nicht zu diesem Bildungspapier stehen? Was geschieht mit den Kindern, die sich die Ohren zuhalten, denen es übel wird, weil sie völlig überfordert sind oder sich gar ekeln. Wie gesagt: in den Oberstufen kann man in den entsprechenden Unterrichtsstunden über diese Themen sprechen und darüber diskutieren.

Ich befürchte auch, dass wir Christen mehr und mehr diskriminiert werden oder gar bestraft werden, weil wir nicht regierungstreu sind. Haben wir das alles nicht schon erlebt? Sollten nicht auch die Nichtchristen das merken und sich dagegen wehren?

Also, unterschreibt diese Petition. Gut, dass auch die Kirchen hier doch die ganze Sache als überzogen ansehen. Und lieber Hartmut Steeb, Dir danke für Deinen Mut. Ach, erzkonservativ - da kann ich nur lachen. Und sicher jeder, der dich kennt. Aber immer noch besser als erz- grün-rot.

Gott segne dich und alle, die sich für die Kinder und ihre Freiheit einsetzen.

Die nächste Aktion kann nur ein Boykott der Presse sein, um sie zu einer fairen und neutralen Berichterstattung zu zwingen....