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Berliner Domkirchenkollegium entschied gegen 'Marsch für das Leben'


22.09.13

Berliner Domkirchenkollegium entschied gegen 'Marsch für das Leben'

Irmgard Schwätzer: Gegen eine Abschlussfeier der Aktion "Marsch für das Leben" im Berliner Dom

(MEDRUM) Die Teilnehmer des Marsches für das Leben durften am Samstag keinen Abschlussgottesdienst im Berliner Dom feiern. Das Domkirchenkollegium weigerte sich, die Durchführung des Gottesdienstes im Berliner Dom zu genehmigen.

Sensible Themen menschlicher Existenz kein Gegenstand eines Marsches für das Leben

Mehrere Tausend Teilnehmer des Marsches für das Leben 2013 mussten ihre Abschlussfeier außerhalb des Berliner Doms begehen. Denn das Domkirchenkollegium versagte den Veranstaltern der Demonstration für das Lebensrecht des Menschen die Genehmigung, im Berliner Dom einen Abschlussgottesdienst zu feiern. Das Gremium erklärte: "Nach mehrfachen Debatten hat sich das Domkirchenkollegium gegen eine Abschlussfeier der Aktion „Marsch für das Leben" am Samstag, den 21.9.2013 im Berliner Dom entschieden." Zu den Gründen dieser Entscheidung erklärte die Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, Bundesministerin a.D. Irmgard Schwaetzer: „Wir sehen es als höchst problematisch an, die ausgesprochen sensiblen und komplexen Themen menschlicher Existenz - wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch oder die Präimplantationsdiagnostik -  zum Gegenstand einer Aktion mit dem Namen „Marsch für das Leben" zu machen."

Veranstalter und Teilnehmer werden auch wegen Martin Lohmanns Äußerungen abgestraft

Das Kollegium nahm ebenso Anstoß an den medienbekannten Äußerungen des Organisators Martin Lohmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht e.V.,  zum Thema Ehe und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften sowie über die „Pille danach" im Falle einer Vergewaltigung. Seine Äußerungen, so das Domkollegium, stoßen im Berliner Dom auf deutliche Kritik. Stattdessen stellte das Domkollegium die umstrittene Orientierungshilfe des Rates der EKD zum Thema Familie positiv heraus. Mit ihrer Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" habe die EKD eine theologische Position zu den Themen Familie und Partnerschaft bezogen, die das Kollegium als überzeugend und angemessen ansehe. Damit ignorierte das Gremium die massive Kritik, die von nahezu allen Seiten gegen die Orientierungshilfe gerade wegen theologischer Schwächen erhoben wurde. Der Rat der EKD hat deswegen eine erneute Befassung mit der Orientierungshilfe angekündigt (MEDRUM berichtete).

Ohne überhaupt auf das Problem der massenhaften Tötung ungeborener Kinder einzugehen, vertrat das Kollegium schließlich die Auffassung: "Wir sind der Überzeugung, dass wir Frauen und Eltern in einer Konfliktsituation ernst nehmen müssen und niemandem eine Entscheidung aufzwingen dürfen. Zum Schutz des ungeborenen Lebens setzen wir auf Hilfe, Ermutigung, Beistand und Liebe."

Gleichzeitig wies das Domkollegium auf eine umstrittene Gegenveranstaltung hin: "Um 13 Uhr findet am Brandenburger Tor eine Gegenkundgebung zahlreicher Menschenrechtsorganisationen statt." Diese Gegenveranstaltung wurde von der SPD, den Grünen und der Linken unterstützt.

Aufgrund der Kollegiumsentscheidung, die nach dessen Angaben einmütig getroffen wurde, fand die Abschlussveranstaltung des Marsches für das Leben im Lustgarten statt.


20.09.13 Martin Lohmann 3 Tage vor Bundestagswahl in Gewissensnot MEDRUM

Leserbriefe

Wer soll denn sonst für das Leben und die Gebote Gottes eintreten, wenn nicht die Kirche, die hier in Gestalt der evangelischen Kirche wieder einmal schrecklich versagt hat. Man möchte es eben mit niemanden verderben. Auch nicht mit den linken Randalierern, die solche Märsche regelmäßig stören. Wenn es um einen "Abschlussgottesdienst" nach einer Schwulenparade oder um einen gemeinsamen "Gottesdienst" mit Muslimen gegangen wäre, hätte das "Domkirchenkollegium" sicher keine Einwände gehabt.

Ist das überhaupt noch die Kirche Jesu Christi oder die leibhaftige "Hure Babylon"? Es ist in jedem Fall eine Kirche für die man sich schämen muss. Dass ich noch in dieser "Kirche" bin, liegt daran, dass es nach wie vor rechtschaffende Christen und Verkünder in dieser Kirche gibt, und dass ich dem Gericht Gottes nicht vorgreifen muss, der Rechenschaft darüber fordern wird, wie mit der anvertrauten Botschaft des Evangeliums umgegangen wurde. Ich habe der Vorsitzenden des "Domkirchenkollegiums" Frau Irmgard Schwaetzer, (Nomen est omen?) in einer Mail meinen Standpunkt verdeutlicht, nachdem ich letzte Woche von der Entscheidung des "Domkirchenkollegiums" erfahren habe

Allein in der Person von Irmgard Schwaetzer zeigt sich, das wir dringend wieder zu einer Entflechtung von Politik und Kirche kommen müssen. Die viel beschworene Trennung von Kirche und Staat findet in einem solchen Vorgang ihren Widerhall. Politscher Zeitgeist und Bibeltreue befinden sich in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis. Aber genauso wie wir keinen Bischof auf der Regierungsbank des Bundestages akzeptieren würden, müssen wir in der Kirche wieder zu einer Gemeinschaft der Gläubigen werden, die ihre Leiterschaft im Dienst für die Gemeinde und in der Nachfolge Christi erworben haben. Die Begründung, die das Domkirchenkollegium gegeben hat, bezeugt die Angst vor politischem Druck und nicht die Freiheit von Christenmenschen.

Lieber Markus Lippert, Irmgard Schwätzer ist nicht als Ministerin a.D. im Domkollegium, sondern als Gemeindeglied. Das hat mit Trennung zwischen Kirche und Staat nichts zu tun. Sowie wir den Pfarrer Rainer Eppelmann als Minister, den Pfarrer Markus Meckel als Außenminister, den Pfarrer Gauck sogar als Staatspräsident akzeptieren, müssten wir auch einen Bischof i.R. auf der Regierungsbank anerkennen. So sind demokratische Gepflogenheiten. Hätten Sie, wenn Frau Schwätzer vehement für den Gottesdienst eingetreten und damit das Kollegium umgestimmt hätte, auch Anstoß an der Entscheidung genommen?

Der Himmel dagegen hat den Gottesdienst im Freien bei bestem Wetter ermöglicht. Gott sein Dank für diesen umittelbaren Segen!