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Anteil alleinerziehender Mütter stark angestiegen


08.02.10

Anteil alleinerziehender Mütter stark angestiegen

Gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen immer häufiger durch Lebensführung der Erwachsenen bedroht

(MEDRUM) Immer mehr Jugendliche in Deutschland müssen auf ein Zusammenleben mit beiden Elternteilen verzichten. Rund 20 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren lebten im Jahr 2008 bei Alleinerziehenden. 1996 betrug der Anteil noch 14 Prozent. Damit ist der Anteil von Jugendlichen, der nur noch bei einem leiblichen Elterteil aufwächst, seit 1996 um 42 Prozent angestiegen. Dies geht aus den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zum Mikrozensus hervor. Die Entwicklung dieser Kinder ist besonderen Risiken ausgesetzt.

ImageNach wie vor wachsen Jugendliche zwar am häufigsten in traditionellen Familienformen auf: 2008 zogen Ehepaare immer noch 75% (2,6 Millionen) der Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren groß. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lebten im Jahr 2008 jedoch bereits rund 842.000 (25%) der insgesamt 3,4 Millionen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren bei Alleinerziehenden oder Lebensgemeinschaften. Im Jahr 1996 waren es noch 600.000 oder 17% der damals 3,6 Millionen Jugendlichen gewesen.

Jeder fünfte Jugendliche gehört zu einer Risikogruppe

Seit 1996, dem Jahr, in dem erstmalig im Mikrozensus die Daten nach dem sogenannten Lebensformenkonzept ausgewertet wurden, stieg die Zahl der Jugendlichen, die von allein erziehenden Müttern und Vätern betreut werden um 37%. Besonders deutlich wuchs seither die Zahl der Jugendlichen bei allein erziehenden Müttern (+ 42%); vergleichsweise gering war der Zuwachs Jugendlicher, die bei allein erziehenden Vätern lebten (+ 13%). Insgesamt lebten 2008 somit knapp 20% aller Jugendlichen bei Alleinerziehenden (April 1996: 14%). Der Anteil von Jugendlichen, die bei Lebensgemeinschaften aufwuchsen, betrug 2008 knapp 5% aller Jugendlichen (April 1996: 3%).

Diese Entwicklung zeigt, daß Kinder und Jugendliche immer häufiger - jeder fünfte Jugendliche - durch die Lebensführung ihrer Eltern gezwungen werden, auf ein Zusammenleben mit beiden Elternteilen zu verzichten. Kinder haben keine Möglichkeit, sich gegen die instabile Lebensweise ihrer Elternteile und wechselnde Partnerbeziehungen zu wehren, müssen jedoch mit den ungünstigen Folgen für ihre Entwicklung leben. Wie verschiedene Untersuchungen belegen, ist die Entwicklung der betroffenen Kinder besonderen Risiken ausgesetzt. Kinder- und Jugendliche von Alleinerziehenden sind überdurchschnittlich häufig vom Armutsrisiko bedroht und sind im Vergleich zu ihren Altersgenossen, die bei beiden leiblichen Elternteilen aufwachsen, auch überdurchschnittlich häufig psychisch auffällig. Nach einer Studie der Universität Leipzig sind Kinder von Alleinerziehenden weiterhin auch überdurchschnittlich häufig von Kindesmißhandlungen betroffen. In den in der Studie erfassten Fällen von Kindesmißhandlung waren 53 Prozent der Mütter und 10 Prozent der Väter allein erziehend. Als mögliche Ursache kann nach Ansicht der Mediziner gesehen werden, daß allein erziehende Eltern akut oder latent überfordert sind. Diese Ansicht findet auch bestätigt, wer die der Erziehung von Kindern in Kinderheimen oder Pflegefamilien betrachtet. Unter dieser Gruppe sind Kinder, die bei Alleinerziehenden aufwachsen, besonders häufig vertreten, während der Anteil von Kindern, die bei beiden leiblichen Elternteilen in einer traditionellen Ehepaar-Familie aufwachsen, im Vergleich dazu gering ist.

Selbstverwirklichungsansprüche contra existentielle Bedürfnisse von Kindern

Dennoch spielen solche besorgniserregenden Entwicklungen bei politischen Entscheidungen über gesellschaftspolitisch bedeutsamen Weichenstellungen keine besondere Rolle. Die Tagesordnung der familien- und kinderrelevanten Debatten in der Gesellschaftspolitik wird vielmehr dominiert durch Themen wie

  • dem erwerbsorientierten Ausbau der Krippenbetreuung für Kleinkinder,
  • der Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen· dem Schaffen von Geschlechtergerechtigkeit,
  • der Veränderung sozialer Rollenverteilungen zwischen Männern und Frauen,
  • der Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften,
  • einem grundgesetzlichen Gleichbehandlungsverbot für unterschiedliche sexuelle Orientierungen sowie
  • Aktionsplänen gegen Homophobie.

Obwohl Ehe und Familie als Stabilitätsanker für eine gesunde Entwicklung der nachwachsenden Generation von zentraler Bedeutung ist, wird dieser Zusammenhang nicht zum Leitthema deutscher Gesellschaftspolitik gemacht. Die Ursachen krisenhafter Entwicklungen mit ihren Auswirkungen auf das Kindeswohl werden ausgeblendet. Anstatt Fehlentwicklungen zu identifizieren und zu bekämpfen werden bedeutungslose Scheingefechte über eine Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz geführt. Diese Spiegelfechterei geht jedoch am Problem vorbei: Denn das Kindeswohl wird nicht durch fehlende Grundrechte, sondern durch eine Erwachsenengeneration gefährdet, die auf ihre hedonistisch geprägten Selbstverwirklichungsansprüche fixiert ist und diese über die existentiellen Lebensbedürfnisse von Kindern stellt.

Zukunftsfeindliche und reaktionäre Entwicklung

Genau dies spiegelt sich im Gemenge aus dem politischen Leitkonzept des Gender Mainstreaming, der Förderung der Vielfalt unterschiedlicher sexueller Orientierungen und Lebensformen sowie der Durchsetzung der damit verbundenen Ziele und Interessen wider. Derartige Leitvorstellungen werden - teilweise wider besseren Wissens - verfolgt, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für das wirkliche Kindeswohl, die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und des Allgemeinwohls zu nehmen. Wer es wagt, dagegen Einwände zu erheben und dafür etwa auch noch christlich-bürgerliche Werte und Tugenden als Argumente mit ins Feld zu führen, findet kein Gehör. Statt ernst genommen zu werden laufen Kritiker vielmehr Gefahr, als ewig Gestrige, als Fundamentalisten oder rechtskonservative Reaktionäre verhöhnt zu werden. Doch es sind die modernistischen Wege in die Alleinerziehung und politisch gewollte Krippenbetreuung von Kindern, der Verlust an Bindungsfähigkeit der Erwachsenenwelt und die Beliebigkeit sexueller Orientierungen und Lebensformen, die den ethischen und sozialen Rückschritt dieser Gesellschaft markieren. Am deutlichsten hat sich dies in dem seit Jahrzehnten anhaltenden Geburtenrückgang, der Zunahme nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften und Alleinerziehender niedergeschlagen. Dahinter steht eine zukunftsfeindliche und reaktionäre Entwicklung. Sie ist Folge einer Entwicklung, zu deren wesentlichen Ursachen insbesondere die Freigabe der Pornographie, die Freigabe des Ehebruchs und der Abtreibung gehören. An dieser rückschrittlichen Entwicklung werden weder der weitere Ausbau der Krippenbetreuung noch steigende Hilfen für Alleinerziehende oder auch ein noch so perfektes, staatlich gelenktes Überwachungsnetz zur Kontrolle der Entwicklung des Kindeswohls etwas ändern. Sie haben allenfalls die Wirkung einer verführerisch vermarkteten, staatlich verordneten Beruhigungspille, werden aber einen rasanten Absturz nicht bremsen und schmerzhaften Aufprall nicht verhindern. Das ist der Preis dafür, daß die "Diktatur des Relativismus" (Benedikt) die Regieführung übernommen hat.

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Im Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes werden alle Eltern-Kind-Gemein­schaften, das heißt Ehepaare, Lebensgemeinschaften sowie allein erziehende Mütter und Väter mit ledigen Kindern im Haushalt als Familie im statistischen Sinn umfasst. Zu den Kindern zählen - ohne Altersbegrenzung - alle ledigen Personen, die ohne Lebenspartner und ohne eigene Kinder mit mindestens einem Elternteil im Haushalt zusammenleben. Als Kinder gelten im Mikrozensus - neben leiblichen Kindern - auch Stief-, Adoptiv- und Pflegekinder.