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Süddeutsche Zeitung bremst Freiheit der Wissenschaft und Lehre

10.06.08


Süddeutsche Zeitung bremst
Freiheit der Wissenschaft und Lehre an Münchner Universität

Der Fall Martin Thurau und die Fesseln politischer Korrektheit für christliche Unternehmensethik

von Kurt J. Heinz

(MEDRUM)
An der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ist einer Vorlesung die Anerkennung als Prüfungsleistung entzogen worden, weil sie Thesen behandelte, die das Christentum stützen. Dies geht aus Berichten der "Süddeutschen Zeitung" und "F.A.Z." hervor.

Der Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft hat demnach unter dem Druck eines Journalisten entschieden, die Vorlesung "Unternehmensethik auf christlicher Grundlage" des Professors em. Friedrich Hanssmann, ehemals selbst Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre, künftig nicht mehr als Vorlesung anzuerkennen, mit der examensrelevante Studienleistungen erbracht werden können. Ein Journalist der "Süddeutschen Zeitung" soll bei ihm interveniert haben, weil Hanssmann den Zusammenhang zwischen christlichen Werten
und Wirtschaftskraft betrachtete und Thesen aufstellte, die von Martin Thurau in seinem Artikel "Scheine mit dem Schöpfer" in der "Süddeutschen Zeitung" als "Gebräu" bezeichnet wurden. Die LMU habe die Notbremse gezogen und die Skripte von Professor Hanssmann dem Zugriff in der Fakultät entzogen, schrieb Thurau.

"Eine recht eigenwillige Lektüre, eine wilde Mischung
aus ökonomischen Formeln, aus Wirtschaftsglauben, christlichem Traktat und
beinhartem Fundamentalismus" offenbare sich dem, der sich den Skripten des
emeritierten Professors Hanssman zuwende, schrieb Martin Thurau im Februar. Worin
könnte der "beinharte Fundamentalismus“ liegen, den Martin Thurau in seinem Artikel brandmarkte?

Genannt wurden vom Autor insbesondere Betrachtungen von Hanssmann zur Rolle von Mann und Frau und sein damit verbundener Hinweis auf nachteilige Wirkungen der "Nivellierung der Geschlechter". Hanssmann habe auch die These vertreten, dass das Fehlen einer „ausreichenden Mutterbeziehung" in den ersten Lebensjahren der Kinder die „gesunde Entwicklung der Kinder bis hin zu derjenigen ihres Gehirns" gefährde. An anderer Stelle habe Hanssmann den „Doppelverdienst" zu den „speziellen Ursachen der Arbeitslosigkeit" gezählt und im Zusammenhang damit dargestellt, dass durch Verzicht von Frauen mit Kindern auf Erwerbstätigkeit die Zahl verfügbarer Arbeitsplätze größer wäre. Zu den Ursachen der Arbeitslosigkeit habe Hannssmann aber auch eine unkontrollierte "Masseneinwanderung" gerechnet und schließlich habe er dem Kreationismus eine größere Plausibilität als der darwinistischen Evolutionstheorie zugeordnet. Ein solches Gebräu passe nicht zur Ludwig-Maximilians-Universität, resümiert Martin Thurau und stellt heraus, dass die LMU die Notbremse gezogen habe, indem sie die Skripte aus der Fakultät entfernt und dem Zugriff entzogen habe sowie die Vorlesung künftig nicht mehr für den Erwerb von Leistungsnachweisen für das Studium anrechnen werde. Dass Hanssmann u.a. verschiedene Möglichkeiten der Erklärung wirtschaftlicher Leistung anhand von fünf Erklärungshypothesen untersucht, bevor er dem Schluß kommt, daß das christliche Wertesystem der stärkste Faktor
für wirtschaftliche Leistung sei, erwähnte Martin Thurau nicht. Er blieb dem Leser
jedoch jegliche Begründung seiner Auffassung schuldig. Für den Leser musste es offenbar ausreichen, dass der Autor die Analysen und ihre Ergebnisse als Gebräu bezeichnet.

Es wäre durchaus interessant gewesen zu erfahren, weshalb Martin Thurau etwa die Erkenntnis, dass eine gesunde Entwicklung von Kindern durch das Fehlen einer ausreichende Mutterbeziehung in den ersten Lebensjahren beeinträchtigt wird, als Gebräu bezeichnet. Diese Erkenntnis ist eine Erkenntnis, die sowohl durch Befunde der Psychologie wie der Hirnforschung belegt ist. So verweist u.a. das Memorandum der Deutschen Psychologischen Vereinigung vom Ende letzten Jahres
auf solche gesicherten Erkenntnisse. Auch die vergleichende Analyse und Bewertung kreationistischer und darwinistischer Erklärungsansätze, wie sie Hanssmann präsentiert, ist wissenschaftlich nachvollziehbar und wird nicht nur von Hanssmann oder von Wirrköpfen vertreten. Der Physiker Heisenberg sagte einst zu Glaube und Atheismus: "Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet
Gott." Jeder - ausgenommen vielleicht der Autor des Artikels - weiß, dass
Heisenberg kein christlicher "Fundamentalist" war, sondern dass in dieser Aussage
die unvergleichliche Tiefe eines Geistes lag, der zu den größten Physikern der
Neuzeit gehört. Selbst Nietzsche, der alles andere als ein Anhänger der
christlichen Schöpferlehre war, erkannte, dass mit der Entchristlichung "die Wissenschaften,
ohne jedes Maß und im blindesten laisser faire betrieben, alles
Festgeglaubte zersplittern und auflösen", und dass "die gebildeten
Stände und Staa­ten von einer großartig verächtlichen Geldwirtschaft fort­gerissen
werden". Und weiter schrieb Nietzsche: "Die Gewässer der Religion
fließen ab und lassen Sümpfe zurück. ... Alles dient der kommenden
Barbarei, die jetzige Kunst und Wissenschaft einbegriffen." Solche Erkenntnisse und Thesen, hundertdreißig Jahre später in Schriften an der LMU niedergelegt, müssten nach Martin Thuraus Auffassung ein sofortiges Ziehen der Notbremse und Verbot der Schriften auslösen. Welche geistige Potenz und welches Verständnis des Autors und seiner Zeitung zur Freiheit der
Wissenschaft und Lehre spiegelt sich darin wider? Gehört er auch zu den
Verfechtern der Forderung, dass selbst in der Wissenschaft und Lehre alles auf die
Einheitsmaße politischer Korrektheiten zu dezimieren ist? Das muss als
unerhörter Vorfall eingestuft werden.

Der Fehlschluss läge nahe, an die "Süddeutsche Zeitung" zu appellieren: Ziehen Sie die Notbremse, sperren Sie den Zugriff auf die Skripte und Artikel dieses Journalisten und sorgen Sie dafür, dass er sich aus der Freiheit von Wissenschaft und Lehre heraushält. Soweit muss man nicht gehen. Er
soll ruhig seine Artikel schreiben, aber die Freiheit von Wissenschaft und Lehre der Universität München vor seinen grobschlächtigen und tendenziös motivierten Zudringlichkeiten verschonen. Diese sollte auch die LMU nachdrücklich zurückweisen, anstatt journalistischem Zeitgeistdruck nachzugeben. Dies belegt auch der sehr differenzierte und sachlich gehaltene Artikel von Jan Grossarth, der am 29.05.08 zu diesem Vorfall in der F.A.Z. erschienen ist. Ob die LMU die
innere Stärke hat, ihre Entscheidung zu revidieren, bleibt abzuwarten. Zu wünschen ist es allemal, im Interesse von Professor Hanssmann und im Interesse der Freiheit von Wissenschaft und Lehre.



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