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Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit


30.10.08

Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit

Alternativer Bildungsgipfel schmiedet neues Bündnis

(MEDRUM) Die Berliner Tagung "Konkrete Schritte zur Bildungsfreiheit" hat am 28. Oktober eine "Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" als Plattform für die Bildungsfreiheit in Deutschland verabschiedet.

Der Schulbesuchszwang deutscher Prägung ist das Gegenteil von dem, was viele Menschen und Organisationen unter demokratischen Grundfreiheiten und bürgerlichen Rechten auf freie Bildung in den Demokratien Europas und Nordamerikas verstehen. Zahlreiche Organisationen setzen sich deshalb seit einiger Zeit für die Öffnung des deutschen Schulsystems zugunsten individueller Freiheit und Vielfalt in der Bildung ein. Sie haben sich am 28. Oktober zu einem eigenen Bildungsgipfel zusammengefunden, um sich auf gemeinsame Grundlagen zu verständigen, die als Plattform für künftige Inititiativen und ihre Zusammenarbeit dienen soll. Als Ergebnis der Tagung, an der mehr als 80 Multiplikatoren teilnahmen, wurde eine Grundsatzerklärung verabschiedet, die aus fünf Kernaussagen besteht:

  1. Wir teilen die Überzeugung, dass die gegenwärtige Bildungskrise gelöst werden kann, indem Freiraum für eine Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten geschaffen wird.
  2. Diese Vielfalt umfasst alle individuellen Möglichkeiten. Dazu gehören staatliche Regelschulen verschiedener Formen, Schulen aller pädagogischen Richtungen in freier Trägerschaft inklusive Fernschulen sowie freie Bildungformen ohne Schule.
  3. Jeder Mensch hat gemäß UN-Menschenrechtserklärung und UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Bildung. Die Art, Form, Inhalte und Ziele dieser Bildung sind individuell wählbar und selbstbestimmt.
  4. Der Staat hat laut Art. 7 GG die Aufsicht über das Schulwesen. Dadurch wird unserer Überzeugung nach im Sinne der Grund- und Freiheitsrechte gemäß Art. 1-19 GG kein eigenständiger staatlicher Erziehungs- und Bildungsauftrag begründet. Die staatliche Gemeinschaft wacht darüber, das Recht auf Bildung für Menschen jeden Alters zu gewährleisten und Missbrauch zu verhindern.
  5. Wir setzen uns daher gemeinsam für die Umwandlung des europaweit nur in Deutschland praktizierten Schulzwangs in ein Grundrecht auf Bildung gemäß der Punkte 1-4 ein. Wir laden alle freiheitlich gesinnten Kräfte in Deutschland und Europa ein, uns hierbei zu unterstützen.

Diese "Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" steht jetzt als Grundlage für die künftige Ausrichtung und Zusammenarbeit eines Bildungsnetzwerkes zur Verfügung, das die Bildung von Kindern in der deutschen Gesellschaft nicht länger in einen eng ausgelegten staatlichen Zwangsrahmen hineingepresst sehen will, sondern Kindern und Eltern Raum für individuelle Bildungswege schaffen will. Dabei soll auch der Aufbau eines neuen Informationsportals im Internet helfen. Es soll suchenden Eltern Hilfe und Zugang zu Informationen über die Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten verschaffen.

Mit Ende der Tagung fand auch die Inititiative ihren Abschluß, die Bildungsministerin in einem Offenen Brief mit Nachdruck zur Unterstützung der Bildungsfreiheit aufzurufen. Mehr als 800 Personen hatten sich diesem Brief angeschlossen, der am 29. Oktober im Bildungsministerium persönlich übergeben wurde.

Mit der Berliner Tagung ist der Brückenschluss zwischen unterschiedlichsten pädagogischen und weltanschaulichen Richtungen für Bildungsfreiheit in Deutschland gelungen, erklärten die Initiatoren.